Bezirksmuseum Wien3 Blog
Hier berichten wir über das Geschehen aus dem Bezirksmuseum Landstraße, gemeinsam mit Freunden unseres Museums
ICH KLÖPPLE FÜR MEIN LEBEN GERN
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von Marianne Senftleben
EINE SINNVOLLE FREIZEITBESCHÄFTIGUNG
Geklöppeltes, wie Spitzen und Deckchen, faszinierten mich schon immer.
Obwohl ich als Werklehrerin mit den verschiedensten Handarbeitstechniken vertraut war, schien mir die Kunst zu klöppeln als sehr kompliziert. Zudem ist Klöppeln im Werkunterricht nicht vorgesehen.
Seit wann es die Klöppelspitze gibt, und wo sie entstand, ist nicht sicher belegt. Nachweisbar ist sie seit dem 16. Jahrhundert in Italien und hier vor allem in Genua. Nach und nach ist die Klöppelspitze auch in Spanien, in den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland zu fi nden, ehe sie auch in den slawischen Ländern bekannt wurde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam die Kunst des Klöppelns ins Erzgebirge, wo es bis heute noch sehr gepfl egt wird, und wo es auch eigene Klöppelschulen gibt.
Und ein Besuch im Erzgebirge war schlussendlich der Anlass, dass ich mit dem Klöppeln angefangen habe.
Bei einem Schauklöppeln konnte ich sehen, welch schöne und dekorative Stücke entstehen, wenn man wusste, wie die einzelnen Klöppel zu handhaben sind. Ab nun stand für mich fest: „Ich lerne Klöppeln!“
Meine ersten Klöppelschritte absolvierte ich in einem Kurs in der Volkshochschule.
Fachausdrücke, die die Arbeitsweise näher beschreiben, wie „drehen“, „kreuzen“, sowie „Schläge“ – zum Beispiel „Leinenschlag“, „Halbschlag“ und so weiter – sind anfangs kompliziert, und ich musste lernen, diese in die Praxis umzusetzen. Ebenso ist das Lesen der Klöppelbriefe nicht ganz einfach und eine große Umstellung zu anderen Handarbeitstechniken.
Kurse beim Österreichischen Klöppelverein folgten. Weiterbildung habe ich außerdem in der Fachliteratur und durch den Erfahrungsaustausch bei Besuchen von Klöppelrunden gefunden.
„Kein Preis ohne Fleiß“, und so musste ich viel üben, damit sich erste Erfolgserlebnisse einstellten.
Für das Klöppeln sind verschiedene Utensilien notwendig:
• Der KLÖPPELPOLSTER, der fest gestopft sein muss, damit beim Klöppeln die zu steckenden Nadeln
guten Halt haben.
• Der KLÖPPELSTÄNDER, auf dem der Klöppelpolster liegt.
• Die KLÖPPEL, auf denen das Garn aufgewickelt wird.
• GARNE, die aus verschiedenen Materialien sein können
(Leinen, Baumwolle, Seide, …).
• Rostfreie STECKNADELN zum Befestigen der Arbeit.
• Der KLÖPPELBRIEF, auf dem das Muster gezeichnet
ist.
• Eine transparente Folie zum Verstärken des Klöppelbriefes sowie
• eine Schere und eine Häkelnadel.
Ich klöpple gerne kleine Werkstücke, die für die Dekoration der Wohnung dienen und auch der Jahreszeit entsprechen: Für Ostern sind es die kleinen Häschen, Küken, Ostereier usw. in den verschiedensten Varianten und Farben. Als Weihnachtsmotive, worunter es viele Möglichkeiten gibt, mache ich gerne Sterne und Glocken als Christbaumschmuck, Engel, Krippendarstellungen, Madonnen und anderes. Motive aus dem Tier- und Pflanzenreich, zum Beispiel Schmetterlinge, Katzen, Bäume Blumen usw. sind ebenso traumhaft wie unerschöpfl ich.
Ich selbst verwende für meine Klöppelarbeiten je nach Motivvorgabe Baumwollgarn oder auch Leinengarn, Seide und synthetische Eff ektgarne. Mehrere Klöppelrollen habe ich mit verschiedenen Klöppelmotiven aufgesteckt und arbeite, da ich
in Pension bin, je nach körperlicher Verfassung tagsüber oder abends.
In der Ausstellung zeige ich einen kleinen Überblick über die vielen Gestaltungsmöglichkeiten des Klöppelns, das oftmals nur mit Spitzen und Deckchen in Verbindung gebracht wird, wie es auch meine Ansicht früher gewesen war.
Ohne zu klöppeln würde mir etwas fehlen, und ich bin froh, dass ich den Schritt, die Klöppelkunst zu erlernen,
gemacht habe, denn „ich klöpple für mein Leben gern“.
Während der Öff nungszeiten werde ich im Bezirksmuseum klöppeln, wobei mir Interessenten zusehen können.
Ein Auszug aus dem Museumsheft 2012/4 zu beziehen im Shop Genaustria